Verhalten bei Felssturz und Steinschlag

Hinweise für Bergtouren im Spätsommer und Herbst

Immer deutlicher kann es der Bergwanderer erkennen. Die Klimaveränderungen nehmen ganz besonders in den höheren Lagen viel mehr Tempo auf als in der tiefen Ebene.

Immer größer werden die Herausforderungen für die einzelnen Sektionen des deutschen Alpenvereins Ihr Wegenetz und die Hütten dem anzupassen.

Der Rückgang der Gletscher und Schneebestände in den Hochlagen bedeutet u.a. immer weniger Wasser auf den Hütten und für den Wanderer und Bergsteiger immer größere Umwege durch Geröllfelder.

Das Verschwinden der Gletscher ist neben dem sich immer mehr nach oben verschiebenden Permafrost der Hauptgrund von Steinschlägen und Felsabbrüchen. Die neusten Messungen der Geologen lassen erkennen, dass der Permafrost auf der Nordseite der Berge schon bei 3.200 Höhenmeter verschwindet, auf den Südseiten schon bei 2.800 Höhenmeter. Von Permafrost spricht man, wenn die Temperatur für mindestens zwei Jahre ununterbrochen unter 0° Grad Celsius bleibt.

Während der Permafrost als natürlicher Kleber der Steine und Felsen fungiert, ist der Gletscher unten mit seinem Gewicht quasi das Gegenstück das den Fels stabilisiert. Ist also der Gletscher verschwunden fehlt der Druck von unten auf den Fels.

Alles das passiert mit großen Schritten. In den Ebenen hat die Klimaerwärmung mittlerweile das 1,5° Grad Ziel gerissen, in den Hochlagen der Alpen steigt im gleichen Zeitraum die Temperatur aber schon mit 2,3° Grad überdurchschnittlich schnell.

Zeit sich also mit neuen Gefahren zu beschäftigen und vorzubereiten. Was tun bei Felsabbruch und Steinschlag und worauf muss ich achten.

Zunächst einmal erkennt der Wanderer ein Gefahrengebiet daran in dem er Fels- und Stein in seiner Umgebung ließt.

Der Unterschied am Fels in den Farben des Gesteins läßt erkennen ob ein Abbruch kurz vorher war. Genauso ob Steine und Geröll mit sogenannten Schuttdecker Pflanzen bedeckt sind. Alles ohne Pflanzen ist in einem relativ kurzen Zeitraum abgebrochen. Gestein mit Pflanzen oder Moos liegen da schon länger.

Liegen nah an einer (bröckelig aussehenden) Felswand auf und neben dem Wanderweg viele kleine, unbewachsene Steine, dann besteht akute Steinschlaggefahr.

Schotterhalden unter einer Felswand sind Beweise für kontinuierliche Sturzprozesse, die das ganze Jahr über auftreten können. Einzelereignisse wiederum, vor allem bei Starkniederschlägen, sind vor allem in und unter rinnenartigen Bergstrukturen zu erwarten.

Daraus folgt, in der Regel sind Stein- und Felsabbrüche nicht kurzfristig, oder einmalig, sondern ziehen sich über mehrere Tage und Wochen. Hier sind die Hüttenwirte gute Ansprechpartner. Denk bei der Gelegenheit daran, dass Informationen vom Hüttenwirt keine Einbahnstraße sind, sondern, dass auch Ihr für euch ungewöhnliche Beobachtungen an den Hüttenwirt weitergebt.

Was also zu tun?

Seit Ihr alleine, oder in kleinen Gruppen unterwegs so beobachtet stets die Umgebung. Achtet auf Geräusche. Hier hilft der sogenannte dreifach Blick, also Berg, Gruppe, Bedingungen. Steine oder Felsen die herab brechen erreichen Geschwindigkeiten von über 200 km/h. Es bringt also wenig einfach wegzulaufen.

Beobachtet also den Flugweg der Steine und sucht dann Schutz zum Beispiel hinter bereits abgestürzten Felsen. Kennt Ihr den Weg den die Steine nehmen, dann macht euch klein und schützt euch, zumindest den Kopf, unter eurem Rucksack.

Auf bestimmten Wandertouren kann es sinnvoll sein, einen Helm mitzunehmen: wenn ihr euch sehr lange auf Bergwegen unterhalb Steinschlag gefährdeter Felswände aufhaltet oder wenn Ihr Abschnitte um stark frequentierte Kletterwände durchlaufen müsst.

Seit Ihr in einer Seilschaft verbunden, so kann es sinnvoll sein, wenn Ihr guten Stand habt und euch nicht gerade in den Gletscherspalten aufhaltet, euch in VORHERIGER Absprache mit der Seilschaftsführung auszubinden, so dass jeder einzelne sich einen sicheren Platz suchen kann. Eingebunden in der Seilschaft wird das nichts, wenn alle in verschiedene Richtungen gehen. Binden sich die in der Mitte laufenden Bergwanderer aus, so haben die beiden an den Seilenden mehr Bewegungsfreiheit.

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