Nur noch 10 Meter… Die Steigeisen hämmern sich in den Eisschnee, den Pickel fest in der rechten Hand. Jeder von uns ist angespannt und schnauft. Schritt für Schritt. Ich spüre den Gipfelrausch in mir aufsteigen. Und dann – endlich oben! Fernsicht! Sonnenschein! Wir liegen uns in den Armen. Der Piz Tasna (3179m) ist erklommen. Wir sechs Skibergsteiger sind glücklich. Denn bereits um 7:00 am Donnerstag waren wir auf Tourenski und gerüstet zum Bergsteigen von der Heidelberger Hütte aus gestartet, welche wir am späten Nachmittag des Vortages erreicht hatten und uns mit vorzüglichem Abendessen verwöhnte.
Am Freitagmorgen brachen wir zur Skidurchquerung auf. Die Route führte uns zur Breiten Krone (3079m), von wo wir einen großartigen Blick auf unser Ziel von gestern hatten und unsere herrlich geschwungenen Abfahrtspuren im Schnee ausmachen konnten. Auf dem Weg zur Jamtalhütte nahmen wir noch die Bischofmütze (3029m) und den Grenzeckkopf (3048m) mit. Bergsteigerisch brachte es uns nicht in Wallung, aber Ausdauer war gefragt. Daher legten wir vor der Hütte, die sich am Ende des steilen Jamtal befindet, noch eine Spaltenbergungsübung ein. Zu der Jahreszeit ist das Tal von Schnee- und Gerölllawinen fast verschüttet. Diese Art Erdrutsch erlebten wir leider auch in kulinarischer Hinsicht.
Doch nichts konnte unseren Enthusiasmus trüben, als wir am Samstagmorgen zur Dreiländerspitze (3197m) aufbrachen. Unsere akribisch geplante Route führte uns bei perfekter Sicht über den westlichen Gletscherteil des Jamtalferners zur Ochsenscharte. Dort stiegen wir nordestlich weiter auf, bis wir ein Skidepot errichteten. Mit Pickel, Steigeisen und seilgesichert erklommen wir über den steilen Grad die Dreiländerspitze. Was für ein Gefühl! Voller Stolz ließen wir den Blick über Piz Buin und unendlich viele, weiße Gipfel schweifen. An unseren malerischen Abfahrtsschwüngen auf dem Gletscher ließ sich unsere Freude ausmachen.
Bepackt mit Erfolgserlebnissen und etwas Sentimentalität fuhren wir am Sonntagmorgen durch das etwas unheimlich anmutende Jamtal nach Galtür ab, wo der Frühling im vollen Gange war. Dank unserer beiden Ausbildungsleiter Alexander Ludwig und Julian Kränke hatten wir ein großartiges gemeinschaftliches Erlebnis, von dem wir sicherlich noch lange zehren werden.
Arndt Philipp Ravens