Alpenverein 12 Tage am Golf von Neapel unterwegs

Steile Pfade und heiße Sole auf Ischia vom 05.04. bis 16.04.2016

Neununddreißig Mitglieder und Freunde des Singtreffs machten sich Anfang April in den Süden Italiens auf, in der Nase den Duft von Zitronenblüten und im Ohr das Lied von den Caprifischern…
Die Busfahrt nach Frankfurt zum Flugplatz wurde von strömendem Regen begleitet, so fiel der Abschied umso leichter. In Neapel zeigte sich Italien von seiner nachtgrauen Seite. In später Stunde war das Übersetzen nach Ischia nicht mehr möglich, erst am nächsten Morgen nach kurzer Übernachtung unweit des Vesuvs. Bei schönstem Sonnenschein brachte uns die Fähre von Pozzuoli aus nach Ischia.
In geschichtlicher Zeit siedelten hier zuerst die Griechen und nannten ihre neue Heimat die Affeninsel. Entstanden sein sollte sie einst im Kampf „um Sein oder Nichtsein“ zwischen dem Ungeheuer Typhon und dem Olympier Zeus. Diesem gelang es in letzter Not, seinen Widersacher unter einem gewaltigen Felsbrocken zu begraben. Dieser Brocken ist eben heute die Insel Ischia (nach anderen Quellen der griechischen Göttersagen der Ätna), unter der Typhon immer noch begraben liegt. Seine Tränen treten als Thermalwasser und Dampf zu Tage, die uns heute zu Heilung und Genuss dienen. 
Die Wirklichkeit sieht noch etwas ungemütlicher aus: Die Phlegräischen Felder stellen ein ganzes System plutonischer Aktivität dar auf einer Fläche von mehr als 150 Quadratkilometern und nehmen große Teile der Region am Golf von Neapel ein, damit standen wir auf einem der 20 Supervulkane der Erde. Vor nur achtzigtausend Jahren gab es einen gewaltigen Vulkanausbruch, mindestens 20 Kubikkilometer Tuff und Asche flogen damals in die Luft. Die nächste Zeit war von weiteren Ausbrüchen und einem Auf und Ab des Geländes geprägt, die zeitlich letzten Lavaflüsse fanden 1301 statt.

Ischia: Sonnenaufgang über dem Vesuv
Ischia: Sonnenaufgang über dem Vesuv

Wir dagegen machten es uns recht bequem in unserem schönen Hotel Le Querce eine Viertelstunde Fußweg entfernt vom Hafen des Hauptortes Ischia, mit Blick auf den Vesuv. Eine zweite Heimat fand so mancher unter uns im Schwimmbecken unserer Herberge mit seiner warmen Sole. Das mitteleuropäische Aprilwetter erreichte uns dann doch noch in Süditalien, somit herrschten gelegentlich frische Winde aus wechselnden Richtungen. Wie in der Vorsaison üblich, waren viele der Thermen mit ihrem ganzen Menü an Wässern in diversen unterschiedlichen Becken und Wärmestufen noch geschlossen und auch die kleinen Ausflugsschiffe in die Umgebung fuhren noch nicht. Für Abhilfe wurde trotzdem gesorgt. 


Walter Hebling hatte die Reise wieder einmal gründlich vorbereitet, und daher war ein dichtes und abwechslungsreiches Programm geboten. Geführt wurden wir abwechselnd sehr kenntnisreich und in hervorragender deutscher Sprache von Brigitte, Giovanna und Cecilia. 

Brigitte stellte uns gleich zu Anfang die schönsten Plätze rund um die Insel vor, hier hatten es uns besonders das idyllisch am Meer gelegene Sant‘ Angelo und das kleine Städtchen Forio angetan; tags darauf das Castello Aragonese bei Ischia Ponte, in alten und weiß Gott nicht immer heiteren Tagen Zuflucht und Wohnung in größten Nöten. Den bunten Kontrapunkt bildeten die Gärten der Lady Susana Walton mit ihrer subtropischen Blütenpracht, gleichsam eine genussvolle botanische Weltreise. Samstags fanden die Führungen von Brigitte ihren Abschluss mit dem Besuch des Archäologischen Museums, der Kirche Santa Restituta und des Giardino Ravino. 

Epoemo von Fario aus gesehen
Epoemo von Fario aus gesehen

Mit Giovanna dagegen ging es mit insgesamt drei Tagesausflügen hinaus in den italienischen Frühling. Die Wege und Pfade führten uns durch viele Landschaften von Ischia: Wälder, Weinberge und Gärten, immer wieder an herrlichen Panoramen entlang. Einfach zauberhaft die Blumenwelt mit Teppichen von Alpenveilchen, Glöckchenlauch, Traubenhyazinthen, Aronstab und dazwischen immer wieder die verschiedensten Orchideen. 
Zunächst erwanderten wir uns zusammen den Krater eines erloschenen Vulkanes (Fondo d‘ Oglio) mit immer noch dampfenden kleinen Erdschlünden, den Fumarolen. Die nächste Freilufttour ging ganz auf die Höhe des Monte Epomeo, der uns auf dem Weg nach unten noch ein paar mächtige Steinbrocken nachschmiss. Es polterte gewaltig und verfehlte uns knapp. Ein besonderes Vergnügen mit Giovanna war der Gang zu dem Weiler Piano Liguori hoch über der Steilküste inmitten von Gärten und Weinbergen, dort auch die Mittagsrast auf der Terrasse einer bäuerlichen Taverne. 
Auch ein Tagesausflug nach Capri durfte nicht fehlen, hier führte uns Cecilia. Seit dem römischen Kaiser Tiberius verkehrt hier die große Welt und die Touristen kommen zahlreich neugierig zum Zuschauen, die Idylle hat dabei das Nachsehen. 
Abgerundet wurden unsere schönen Tage mit einem Besuch der Poseidonthermen mit ihrem äußerst reichhaltigen Angebot. Wir alle haben uns mit und in der Gruppe, deren Mitglieder teilweise seit vielen Jahrzehnten miteinander verbunden sind, sehr wohl gefühlt und danken insbesondere Walter Hebling für die Organisation und für seinen nimmermüden Einsatz auch während der Reise. 

Arrivederci Ischia! 

Hans Schlabing