Sextener Dolomiten 2020

Prager Wildsee mit Seekofel
Bergtouren im Oberen Pustertal vom 12.09.2020 bis 19.09.2020

In Zeiten der Corona-Pandemie ist es eine besondere Herausforderung, eine Bergtour zu planen und durchzuführen. 
Trotz der vielen Fragen, die sich im Sommer 2020 stellten, kristallisierte sich eine vor 2 Jahren ins Auge gefasste Tour ins Obere Pustertal heraus: laut Verordnung der Bozener Landesregierung durften 6 Teilnehmer in einem Kleinbus nach Südtirol fahren. 

Der Gasthof „Dolomiten“ im Pragser Tal, unweit vom Pragser Wildsee wurde für eine Woche die Heimat der Bergsteiger, in der besten Bedingungen für Leib und Seele herrschten.

So galt die erste Wanderung dem Pragser Wildsee, der auf 1496 m hoch liegt und eine 3 km lange Uferumrundung hat. Wir bewunderten den Blick auf den See mit der markanten Bergkulisse, den Seekofel (2810 m) mit der Seekofel-Hütte (2327 m), die wir an einem der folgenden Tage besuchen wollten.
Verstehen kann man schon, dass an einem der schönsten Bergseen Italiens über 70 Episoden von der Fernsehserie „Ganz nah am Himmel“ gedreht wurden. Doch der Bekanntheitsgrad lockt auch viele Besucher an, die sich diese berühmte Landschaft anschauen wollen. So war der Rundweg auch reichlich mit Gästen aus aller Welt gefüllt. Bemerkenswert war, dass ca. alle 300 m stehende Hinweisschilder zur Maskenpflicht von allen Besucher respektiert wurden.

Nach dieser Massenveranstaltung suchten wir dann doch das Weite. Die Bergtour über die Grünwaldalm, steil hinauf zum Pragser Furkel 2225m, wo wir weitgehend alleine waren, weiter über die Kuhwiesenalm um so aus dem Seitental die Rundtour zurück zum Wildsee abzuschließen.

Eine Genusstour stand am nächsten Tag auf dem Programm. Der Römerweg, der sich zwischen Welsperg 1087 m mit seinem imposanten Welsperger Schloss, das oberhalb dem Gsieserbachtal liegt und Toblach 1256 m entlang zieht. Der Höhenrücken über den Eggerberg entlang, parallel zum Oberen Pustertal bot herrliche Ausblicke sowohl ins Tal als auch hinüber in die Dolomitenwelt. Der Naturpark der Fanes- Senes-Prags-Gruppe mit gewaltigen Türmen konnten erspäht werden. Ein Rundgang in Toblach schloss sich an, mit seinem idyllischen Stadtkern, in dem Gustav Mahler in den Sommermonaten von 1908 bis 1910 im Komponierhäuschen lebte und komponierte. Was man nicht vermutet ist die Tatsache, dass in Toblach die Wasserscheide zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer verläuft. Die entspringende Rienz nahe Toblach fließt nach Westen über die Eisack/Etsch ins Mittelmeer. Die Drau, die bei Toblach entspringt fließt in östliche Richtung über die Donau ins Schwarze Meer. 

Drei Zinnen

Dem UNESCO Welterbe, den Drei Zinnen, war der nächste Tag gewidmet. Frühes starten, vom Wirt des Gasthofes empfohlen, ging es mit unserem Kleinbus über Toblach, dem Toblacher- und Dürrensee entlang zur Mautstelle zur Auffahrt der Parkplätze um die Auronzo-Hütte 2330m. Mit 30 € Mautgebühren waren wir dabei und konnten uns so einen Parkplatz aussuchen. Bei voller Belegung der Parkplätze schließt die Mautstelle (die Autos werden gezählt), was in den Sommermonaten des Öfteren passiert. 
Wir hatten Glück und die Rundtour konnte gestartet werden. 

Die Umrundung der Drei Zinnen gilt als eine der beliebtesten Wanderungen in den Dolomiten und ist Anziehungspunkt für unzählige Wanderer, Bergsteiger und Naturliebhaber. Vorbei an der Lavaredo-Hütte zum Paternsattel war der erste Teil unter der Teilnahme unendlich vieler Wanderer, die wieder mit Mund-Nasenschutz unterwegs waren. 
Um vom Paternsattel zur Drei Zinnen-Hütte zu gelangen, wählten wir den direkt unter der Patern-Westwand verlaufenden schmalen, oft ausgesetzten Pfad, der von wenigen Bergsteiger genutzt wird und Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert.
An der voll belegten Terrasse der Drei Zinnen-Hütte vorbei gingen wir in Richtung Toblinger Knoten (2617 m). 
Am Fuß des im 1. Weltkrieg genutzten Beobachtungsberges von dem die Bewegungen der italienische Truppen erfasst werden konnten, machten wir unsere Pause, ehe der Rundweg um die Drei Zinnen weiter begangen wurde. 

Eine anspruchsvolle Tagestour Stand für den Mittwoch dieser Wanderwoche an. Hieß es vom Pragser Wildsee 1496 m aus, auf dem Dolomiten Höhenweg Nr.1 folgend zur Seekofel-Hütte 2347 m mit großartigen Blicken auf den See aufzusteigen. Nach einer Bergsteigersuppe und einem Radler ging es in nordwestlicher Richtung zur 2330 m hochgelegenen Seitenbachscharte. Begleitet von einem Gewitter folgten wir dem steilen, im langen Geröllfeld nicht immer vorgegebenen Weg, hinab zur Grünwaldalm und weiter zum Pragser Wildsee an dem die Rundtour wieder ihren Abschluss fand.

Am Donnerstag der Woche war der Kreuzbergpass als Start der Tageswanderung angedacht. Der Aufstieg auf Weg 15 in Richtung Arzalpenkopf, vorbei an einem alten Bunker aus dem 1. Weltkrieg unter den Flanken des Burgstall zu den Rotwandwiesen. Immer wieder begleitet von den Blicken zu den Wänden des Burgstalls, der Sextner Rotwand und gegenüber von Helm, dem Hausberg von Sexten und Anfang des Karnischen Höhenwegs folgten wir dem Höhenweg ehe wir mit der Kabinenbahn nach Sexten Moos hinabfuhren.

Gruppenbild

Am Abschlusstag, wieder begleitet von herrlichem Sonnenschein, fuhren wir mit dem Kleinbus über die Mautstraße zur Plätzwiesenalm auf 1950m. Die Wanderung auf dem Hochplatteau führte zum Strudelkopf auf 2307m, von dem der gegenüberliegende Naturpark: Drei Zinnen bewundert werden konnte. Zeigt sich doch die Schönheit einer beeindruckenden Landschaft, die Welt der Dolomiten mit ihrer herrlichen Bergwelt, die jedem Bergsteiger das Herz höher schlagen lässt. Auf dem Rückweg vom Strudelkopf wurde auf der Drürrensteinhütte noch eine kleine Rast eingelegt, ehe die letzte Talfahrt zum Gasthof anstand.

Am frühen Morgen, gleich nach dem Frühstück war alles im Kleinbus verladen um die Heimreise anzutreten. Wurden die Engstellen aus dem Pustertal auf die Brenner-Autobahn, oder die Mautstelle auf der Autobahn in Richtung Innsbruck schnellstens durchfahren, stockte es auf den deutschen Autobahnen.
Ein Dank an den Organisator und Tourenleiter Walter Hebling wurde noch am Abend zum Ausdruck gebracht, so kann wieder von einer gelungenen Wanderwoche mit vielen beeindruckenden Highlights gesprochen werden.

Walter Hebling