Unterwegs im Tannheimer Tal

Eine Wanderwoche mit dem Singkreis des DAV


In der letzten Juniwoche starteten elf Teilnehmer des Singkreises der Sektion Weinheim des Deutschen Alpenvereins ins Tannheimer Tal in Tirol, auch „das schönste Hochtal der Alpen“ genannt. Ab Bahnhof Weinheim und zurück wurden sämtliche Wege mit Zug, Bus, Lift oder eben auf Schusters Rappen bewältigt, nicht nur umwelt-, sondern auch kostenbewußt. Per Bahn erreichten wir über Ulm Pfronten im Allgäu, mit dem Bus ging es nach Nesselwängle im Tannheimer Tal. In der zweieinhalbstündigen Umsteigepause in Pfronten wurde die Brauereigaststätte nahe des Bahnhofs aufgesucht um sich bei köstlichem Bier und Weißwürsten zu stärken. In Nesselwängle angekommen, stand schon die Hausverwalterin an der Bushaltestelle, um den Gepäcktransport zum Ferienhaus zu übernehmen. Nach dem Erläutern der örtlichen Gegebenheiten übergab sie uns das Haus für eine Woche. Das Haus selbst war solide und gab sich ein wenig nostalgisch. Bald war das Abendessen im Gasthaus „Köllenspitze“ angesagt und danach ein Spaziergang im vollen Sonnenschein, der fast die ganze Woche lang anhielt. Heu war noch nicht gemacht, so kamen die Blumenfreunde in der Gruppe voll auf ihre Kosten, nicht nur im Tal, sondern später auch auf den Bergen. Besonders die wilden Orchideen, reich an Arten und Zahl, hatten es allen angetan.


Am nächsten Tag ging es vom Haus aus auf die Eingewöhnungstour (die, wenn sie zu groß geraten ist, gerne auch ironisch „Eingehtour“ genannt wird) zu Füßen der Tannheimer Berggruppe, zum leider geschlossenen „Adlerhorst“. Der folgende Panoramaweg bot spektakuläre Blicke, dann ging es herunter nach Grän und Haldensee, wo eine süße Rast im Dorfcafe angesagt war. Weiter auf der Südseite des Haldensees, der viele Badegäste anzieht, nach Nesselwängle zurück. Gehstrecke des Tages 12 km, 330 Meter hoch bzw. ab.


Die Montagstour führte mit dem Bus nach Grän und mit der Kabinenbahn zum Füssener Jöchle auf 1818 Meter. Einige begnügten sich mit einer kleinen Wanderung, der Großteil ging den „Gräner Höhenweg“ zur Bad Kissinger Hütte auf 1788 Meter zu einer Rast, verzichtete aber dann auf den Gipfel des Aggenstein, der nochmal 200 Meter höher liegt. Abgestiegen wurde über den Weg 411 nach Tannheim und mit dem Bus zurück. Gehstrecke 10 km, 240 m hoch, 940 ab.
Die Dreiseentour am nächsten Tag wurde zur wohl schönsten der ganzen Woche.

Nachts bis morgens bekam die Natur noch eine kleine Dusche von oben. Gleich nach dem Frühstück war der Hahn abgedreht und ab Vormittag wurde der Himmel wieder blau. Da war das Neunerköpfle auf 1864 Meter bei Tannheim schon eine ganze Weile mit der Kabinenbahn erreicht. Der Höhenweg führte vorbei an der Sulz- und Schochenspitze, die mit den letzten kleinen Schneelöchern und alpinen Frühlingsblumen bestückt waren, dann bald abwärts zur Landsberger Hütte. Der kleine Karsee davor heißt Lache, der Berg dahinter Lachenspitze. Der schöne Anblick auf das Gesamtpanorama mit Bergen, das Tal hinunter mit dem Traualpsee und dem Vilsalpsee ist schon einige Schweißtropfen wert. Auf der Landsberger Hütte brachten die Wanderer mit Blick auf die Kletterer am Steig auf die Lachenspitze den Flüssigkeits- und Kalorienhaushalt wieder in Ordnung. Der steile, steinige Pfad abwärts war recht fordernd, damit mußte eine weitere Rast an der Fischerstube am Vilsalpsee eingelegt werden. Zum Glück stand hier das Bimmelbähnchen nach Tannheim bereit. Tagesgehstrecke 11,2 km, 280 m hoch, 910 m ab.


Der Mittwoch ließ es etwas ruhiger angehen, die Höhenmeter steckten dann doch in den Beinen, und der anfängliche Nieselregen dämpfte die Wanderlust etwas, auch sollte das letzte Guthaben auf der Liftkarte verbraucht werden. So ging es mit dem Bus nach Schattwald zum Sessellift mit dem Ziel Wannenjochstadl auf 1570 m. Am Wannenjoch mit 1852 m waren fantastische Blicke in das westliche Allgäu über Bad Hindelang bis nach Sonthofen möglich. Im Abstieg über das Stuibental konnte nochmals eine breite Palette an Alpenflora bewundert werden. Gehstrecke 6 km, 250 m auf, 730 m ab.
Am nächsten Tag wurden die Ziele wieder weiter gesteckt. Mit dem Schritt vor die Haustür begann der Weg zum Gimpelhaus, der sich gelenkfreundlich und konditionsfördernd bis auf 1659 m hoch windet. Über die Tannheimer Hütte auf 1713 m, die zur Zeit neu gebaut wird, führte der Alpenrosenweg unter das Sabachjoch. Die Schneetalalpe begrüßte die Wanderer mit dem Gegacker und Geschnatter des hauseigenen Hühner – und Entenhofs. Die Speisekarte der Alpe kann sich sehen lassen und wurde sehr genossen. Runter gings auf dem Weg 416 wieder direkt vor die Haustür, Gehstrecke 9 km, 630 Meter hoch und auch ab.


Auch der Freitag war wieder ein reiner per-pedes-Tag. Er wollte uns den Abschied leicht machen, indem er der Natur etwas mehr von dem lang erwarteten Niederschlag gab, die Böden auf den Almen hatten tiefe Trockenrisse. So war an dem Tag das Wetter recht durchwachsen, und so zeichnete sich auf der Krinnenalpe auf 1527 m ein längerer Aufenthalt ab. Dazu gab es noch eine zünftige Musik, ein einheimischer Künstler sang zum Akkordeon Tiroler und Allgäuer Lieder, befeuert vom einen oder anderen Enzianschnaps zwischendurch. Eine Dreiergruppe hielt es nicht auf den Stühlen, sie zog weiter zur Nesselwängler Edenalpe auf 1672 m und nach einer Tasse Kaffe direkt wieder nach Nesselwängle.
Die Große Gruppe stieg von der Krinnenalpe aus ab. Gehstrecke große Gruppe 10 km, dabei 380 m auf und ab, kleine Gruppe 15 km, 590 m auf und ab.


Am letzten Abend bedankten sich die Mitglieder des Singkreises herzlich bei Walter Hebling, der seit 4 Jahrzehnten seine Schützlinge mit seinen Ideen, seiner hervorragenden Vorbereitung und seiner Tourenführung verwöhnt, so auch dieses Mal im Tannheimer Tal.

Hans Schlabing